24.06–11.09.2012

Allotopies I, II & III
Rudy Decelière

Beim Eintreten in die Abteikirche von Bellelay vernimmt der Besucher ein leises mechanisches Summen, als ob Insekten eingezogen wären, das ihn beim Eintauchen in die Tiefe des Raumes, durch das Kirchenschiff bis hin zum Chor, unter einer Decke vibrierender Silberblätter (Lunaria) begleitet. Genau 1122 an der Zahl, hängen sie je an einem Kupferfaden an sieben Bögen. Die Vibration der Silberblätter wird durch Zufuhr von Strom hervorgerufen. Einer Lautsprechermembran gleich wird das Silberblatt durch die Schallwelle in mechanische Schwingungen versetzt, wodurch der Klang entsteht.
Den ephemeren Charakter dieser eigens für die Abteikirche von Bellelay entstandenen
Installation unterstreicht der Gebrauch von organischem Material wie den Silberblättern. Denn diese werden im Laufe der Ausstellungsdauer ihre Farbe und Form verändern.
Die Osmose der natürlichen und industriellen Materialien ermöglicht dem Künstler die
Bandbreite der Möglichkeiten auszuschöpfen, welche ihm ihr Dialog zur Klangproduktion bietet. Durch seine Bewegung durch den Raum wird der Besucher denn auch die kleinen Unterschiede der Frequenzen zwischen den einzelnen Blättern wahrnehmen können, welche von der Grösse und der Form des Blattes abhängen. Und während der Besucher sich auf diese Reise einlässt, eintaucht in die Tiefen des Klanges, wird er von einer weiteren Klangschicht überrascht. Der kraftvolle Klang der barocken Orgel durchdringt plötzlich den Kirchenraum und legt sich gleichmässig über ihn. Rudy Decelière hat für die Installation Allotopie III einen Tastenanschlag gebaut und programmiert, welcher die Orgel alle 20 Minuten in Gang setzt und die Noten eines Akkords während 4 Minuten abspielt.
Der Klang dieser automatisierten Orgel ist voluminös, deren minuziöse Veränderungen hängen von der Akustik des Ortes ab und sind durch die Bewegung der Besucher wahrnehmbar.
Allotopie III macht den Raum hörbar. Der Raum der Abteikirche wird hörbar, die Ausbreitung des Schalls im Raum gleicht dem Wellengang in einem Ozean.

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Rudy Decelière
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